Transmedia Storytelling ist Storytelling deluxe. Es verbindet uralte Traditionen des Geschichtenerzählens mit den digitalen Errungenschaften unserer heutigen Gesellschaft, ein Ergebnis der Medienkonvergenz. Klingt kompliziert? Die gute Nachricht ist, sie brauchen keinen Drehbuchautor – Mut und Selbstreflexion dagegen sind essentiell.

Gute Gründe für Transmediales Storytelling

Jede Form des Storytelling dient vor allem dem besseren Erinnerungsvermögen durch eine emotionale Adressierung und Steigerung von Identifikationsmomenten durch Charaktere und in sich schlüssige Weltkonstruktionen.

Das Faszinierende und Bezeichnende am Transmedialen Storytelling ist, dass sich die in die Welt gestreute Plotschnipsel in Gänze betrachtet zu mehr als der Summe ihrer Teile entfalten. Magie!

Wenn Sie sich die großen Erzählungen der Fiktion ins Gedächtnis rufen, wissen Sie, warum ich hier von Magie spreche. Harry Potter und Der Herr der Ringe sind wohl die bekanntesten Beispiele für erfolgreiche transmedial erzählte Welten. Na gut – Angry Birds auch.

„The key point is that going in deep has to remain an option and not the only way to derive pleasure from media franchises.“
(Henry Jenkins)

Sie wollen Ihrer Story ein bisschen Feenstaub verleihen, dann machen Sie sich die wichtigsten Eigenschaften von Transmedialem Storytelling bewusst.

Transmediales Storytelling

  • meint eine fragmentierte, über verschiedene Medien unterschiedlich erzählte Geschichte.
  • ist in einer festgeschrieben Welt verortet.
  • bietet überall Einstiegspunkte.
  • erlaubt sowohl eine tiefergehende als auch oberflächliche Rezeption.
  • macht die Geschichte multisensual erlebbar.
  • lebt von dem Involvement der Rezipienten.

Im Gegensatz zu J.K. Rowling müssen Sie als Unternehmen keine Erlebnisparks bauen – Sie haben ein Firmengebäude. Einstiegspunkte müssen Sie aber auch wirkungsvoll rahmen, wie zum Beispiel ein gut geführtes Beratungsgespräch, dass Sie auf Ihrer Website anbieten.

Mythos, Ethos und Topos oder warum Sie keinen Drehbuchautor brauchen

Ethos, Mythos, Topos – Das haben Sie alles bereits. Sie müssen es nur identifizieren. Topos ist wohl das einfachste. In welcher Realität ist die Geschichte Ihres Unternehmens verortet? Im Hier und Jetzt, nach all den physikalischen Begebenheiten, mit denen auch wir leben. Keine Zauberei, kein Gedankenlesen. Fast ein bisschen schade.

Zum Mythos gehören die zentralen Probleme und Konflikte, die in Ihrer Unternehmenswelt bestehen.

„The mythos of the world is the backstory of all backstories – the central knowledge one needs to have in order to interact with or interpret events in the world successfully.“

Dazu gehören auch die Charaktere, für die Empathie entwickelt werden kann. Dabei gilt im Sinne traditioneller Erzählelemente der Festlegung eines Mentors (Ihre Marke), von Helden/Protagonisten und eines Antagonisten. Ihre Mitarbeiter und Kollegen, die jeden Tag den Kampf gegen Cyberattacken bestreiten. Der Teamleiter, der die Truppe zusammenhält. Der böse Staat, mit neuen Regularien und Gesetzen

Der Ethos – Sie ahnen es. Hier geht es um die Moral oder how to behave. Märchen und Sagen dienen nicht nur in unserer Realität einer Einordnung von Gut und Böse, von gesellschaftlichen Regeln und Entwicklungen. Kennen Sie die J.K. Rowlings Geschichten von Beedle dem Barden? Eigene Märchen müssen Sie nicht ausdenken. Aber Sie sollten sich der gelebten Werte und Normen Ihrer Unternehmenswelt mehr als bewusst sein.

Ein kleines Quantum Mut

Sicher, ein Drehbuchautor schadet nie. Aber bisher sollten Sie einen Eindruck bekommen haben, dass zuerst Zeit, Beobachtungsgabe, Gespür und viel Wissen über das Unternehmen gebraucht wird. Außerdem – es braucht Mut:

Den Mut, nicht-linear zu erzählen. Das ist für viele oft eine zentrale Hürde, denn wir sind angelernt zielorientiert zu denken und konsumieren. Belassen Sie es beim Sinnbezug ihrer Geschichte. Verlassen Sie dagegen Zeit und Raum – and the magic begins!

Den Mut, sich von den Protagonisten „Produkte“ und „Services“ zu lösen. Diese sind Plotschnipsel. Wenn Sie die Geschichte Ihrer Marke erzählen, dann von Begeisterung, Antrieb, Schwierigkeiten und Triumph – von, durch oder dank ihrer Produkte.

Also: Denken Sie um und legen Sie los.