Die Erwartungen an die Zukunftsrede des Chefs eines 151-Miiliarden-Dollar-Unternehmens auf der CES in Las Vegas sollten schon erheblich sein. Jim Hackett ist seit 220 Tagen der CEO von Ford und gibt mit seiner Keynote den offiziellen Startschuss der Consumer Electronics Show in Las Vegas. Vorweg: Das war nix.

Schwung, Begeisterung, Mut

Ich hatte vermutet, dass eine schwungvolle, aufwühlende, mutmachende Keynote die bestimmt 3.000 Besucher im Venetian Ballroom von den Sitzen reisst und alle im Chor rufen: „Ja, das ist geil. Das brauchen wir, das wollen wir. Da machen wir mit!“ Jim Hackett tritt eher wie ein gutmütiger Großvater in schwarzer Strickweste vor virtueller Kulisse auf.
Energiegeladen? Eher wie ein leeres Duracell-Häschen. Kurz: Es kommt nichts Neues.

„We need more than just technology. Humans wants to have a better day. Make roads and vehicle symbiotic. We need a system change. I am not here to sell cars. I need active participation from the CES community to participate in our platform.“ Was von Ford Managern vor einer sich ändernden, virtuellen Kulisse weiter ausgeführt wurde, war eher eine platte Blaupause für eine von Ford etablierte Plattform, in die sich Kommunen „einkaufen“ können. APIs sollen die Integration von Partnern erleichtern, aber es beleibt ein schaler Beigeschmack einer eher müden Veranstaltung.

Begeisterung ist eine Unternehmer-Tugend

„Da war wenig Neues dabei. War das schon alles, was die vorhaben. Das wird keine offene Plattform, die unseren öffentlichen Verkehr vollkommen neu definiert.“ Die Kommentare der Community, um die Ford hier wirbt, sind eher ernüchternd. Offensichtlich fällt es Multi-Milliarden-Unternehmen schwer, etwas wirklich Neues und Beeindruckendes auf die Beine zu stellen. Das bewährte Geschäft läuft ja noch prima und spült regelmäßig Cash in die Bücher und auf die Konten der Manager. Das war kein Entwurf von mutigen Unternehmern, sondern eine Vorstellung von gut bezahlten Managern. Begeisterung für die eigene Sache sieht anders aus.

Der 75 Milliarden Dollar Mann

Zweiter Keynote Speaker ist Richard Yu, CEO von Huawei. Angekündigt als visionärer Ausblick auf Artificial Intelligence, Mobility und das Internet of Things. Aber es wird schnell klar. Das wirkt wie Marketing aus dem vergangenen Jahrhundert. Es ist doch eher die Präsentation des neuen Smartphones Mate 10 pro. Ohne Frage mit tollen Features. Und mit tollen Farben. Dafür gibt es Zwischenapplaus. Den Rest kann man einfach nachlesen. Auch vom tollen Porsche Design eines Sondermodells. Neue Ansichten zu AI oder IoT? Fehlanzeige. Macht nichts. Aber schöne Farben haben sie trotzdem. Schauen wir nach den wahren Innovationen.

Innovationen auf der CES

Innovationen von Philips, Coway, Henkel, Blue Frog Robotics

CES Innovationen für Konsumenten

Die CES hat ihre Wurzeln in Produkten der Unterhaltungs- und Home-Elektronik für Konsumenten. Erst mit dem Einzug der Automobilindustrie und ihren Erwartungen rund um das autonome Fahren, hat sich die öffentliche Wirkung maßgeblich verstärkt. In der Innovation Award Show gibt es immer noch ist das Kabinett der Gadgets und needful things.

Die smarte Matratze verspricht perfektes, digital überwachtes Schlafen und – Achtung – einem Noise Reduction System. Das automatische Shampoo-Produktionssystem von Henkel verspricht das individuelle Shampoo, direkt aus einem stylishen Automaten als In-Store-System. Für den Hund gibt es einen Sensor in Schlafkörbchen, der über den gesunden Schlaf wacht. E-Roller in allen Varianten erobern sich einen festen Platz im Sortiment der Innovationen. Viel spannender ist das Exponat des IBM Quantencomputers. Ein freundlicher Professor aus Cambridge erklärt die Funktionsweise und die Anwendungen. Ehrlich: Die Wirkungsweise ist komplex. Und die Rechenleistung ist enorm. Es ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass dieser Computer dank seiner überzeugenden Leistungswerte sogar hochverschlüsselte Systeme in kurzer Zeit entschlüsseln kann. Also können wir uns demnächst auf neue krypthografische Verfahren einstellen. Alles in allem: Die Welt wird durch Gadgets und Hochleistungscomputer nicht gefährdet, eher besser. Manchmal ergibt sogar das Unnütze einen Sinn.

Martin W. Puscher ist vom 08.01. bis zum 12.01. auf der CES in Las Vegas. Er stöbert durch Ausstellungshallen, lauscht bei Keynote-Sessions, interviewt Besucher und will erspüren, wieviel Digital Drive in den verschiedenen Branchen ist.
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